arrows-1

Jahrhunderte lang ist das Moor zwischen Wunstorf, Neustadt und dem Steinhuder Meer abgetorft worden. Zunächst per Hand von den Bauern der Umgebung, später industriell. Seit den 1980er Jahren kehren Naturschützer diesen Prozess allmählich wieder um: Einstige Entwässerungsgräben werden verschlossen, so dass der Wasserstand wieder steigt und sich das Moor wieder zum Hochmoor entwickelt, dass also die abgestorbenen Pflanzen nicht zersetzt werden, sondern dass der Moorboden allmählich „in die Höhe wächst“.

Die Bezeichnung „Totes Moor“ umfasst die zusammenhängenden Moorgebiete östlich des Steinhuder Meeres. Der Name ist einer alten Landkarte von 1771 entnommen, in der dieses Gebiet so bezeichnet wurde. Vor Ort bekannter sind aber die Namen der Teilgebiete: „Luther Moor“, „Neustädter Moor“ oder „Wunstorfer Stiftsmoor“. Sie geben in der Regel einen Hinweis darauf, wer berechtigt war, diesen Teil des Moores zu nutzen, z.B. um dort Torf zu stechen.
diffIm Frühjahr kann man dem Konzert der Moorfroschmännchen lauschen. An nur wenigen Tagen im Frühling zeigen sie ihre stahlblaue Farbe und lassen ihr eigentümliches Blubberkonzert hören. Nach der Begattung müssen sie schnell verschwinden, sonst werden sie von den größeren Fröschen gefressen, die dann aus ihrem Winterquartier hervorkommen. (© Schneider)

Wiedervernässung ist Biotopschutz

Durch die hohen Wasserstände breiten sich im Toten Moor wieder die typischen Hochmoorpflanzen aus. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Hungerkünstler wie Torfmoose, Wollgräser oder Seggen. Sie können sogar überleben, wenn das Moor so sehr in die Höhe wächst (daher „Hochmoor“), dass die Wurzeln den Kontakt zum Grundwasser verlieren und ihnen nur noch nährstoffarmes Regenwasser zur Verfügung steht.

Wiedervernässung ist Klimaschutz

Jede Pflanze entzieht der Luft während ihres Lebens Kohlendioxid und wandelt es in organische Substanz um. Nach ihrem Tod entweicht das Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre. In einem Hochmoor dagegen werden die abgestorbenen Pflanzen in Torf umgewandelt und das Kohlendioxid dadurch gebunden. Wenn wir also Torf verbrennen oder ihn unter unsere Gartenerde mischen, setzen wir Kohlendioxid frei. Vernässen wir ein ehemaliges Moor und aktivieren so die Neubildung von Torf, binden wir Kohlendioxid und schützen unser Klima.

Moorente (© Schneider)

Sonnentau (© Schneider)

Im Herbst blüht die Glockenheide – ebenfalls eine typische Moorpflanze. (© Schneider)

Im Mai, wenn das Wollgras blüht und die Moorbirken frisches Grün ansetzen, ist es im Moor besonders schön. (© Schneider)

 

 

Machen Sie eine Runde!

Wenn Sie von hier aus den Luther Damm verlassen und sich nach rechts (Nordwesten) auf den Wunstorfer Damm wenden, können Sie die Moorlandschaft erleben. Besonders zu empfehlen ist ein Rundweg über den Wunstorfer Damm, den Großenheidorner Damm und den Kleinen Heidorner Damm (siehe Karte). Zusammen mit einem Abstecher zum Aussichtsturm am Steinhuder Meer ist das eine Strecke von 6 km Länge (auch mit dem Fahrrad möglich). Aber bitte bleiben Sie auf dem Weg! Die Tiere und Pflanzen im Moor sind empfindlich gegen Tritt und Störungen. (Kartengrundlage: © LGLN)

Wiedervernässung ist Wassermanagement

Seit den 1980er Jahren haben die Naturschutzbehörden im Toten Moor zahlreiche Entwässerungsgräben verschlossen und so den Wasserstand allmählich wieder angehoben. Die Niederschläge des Winters werden so gespeichert und erst im Laufe von Monaten wieder abgegeben – und zwar in zwei Richtungen: in die Leine und ins Steinhuder Meer. Das bringt zweierlei:

1) Hochwasserschutz am Unterlauf der Leine! Dazu ein Rechenbeispiel: Wenn man den Wasserstand in dem 23 km2 großen Toten Moor um nur 1 cm anhebt, steigt das Volumen um 230.000 m3. Ein Teil dieses Raumes wird zwar von Pflanzenfasern
eingenommen; ein größerer Teil aber, nämlich der zwischen den Fasern, dient als Wasserspeicher. Zum Vergleich: Ein normales heutiges Hochwasserrückhaltebecken hat eine Kapazität von weniger als 10.000 m3 und kostet dabei oft mehr als 100.000 Euro in der Herstellung.

2) Konstante Wasserstände im Steinhuder Meer. Das Steinhuder Meer ist extrem flach. In trockenen Sommern wäre der Boots‐ und Schiffsverkehr regelmäßig bedroht, wenn nicht das Wasser aus dem Toten Moor immer wieder zufließen würde.

 

Blick vom Wunstorfer Damm ins Luther Moor (© Schneider)

Das Moor im Laufe der Jahreszeiten:
Frühjahr: Moorfroschmännchen geben Konzerte (siehe Foto)
Mai: Das Wollgras blüht. Libellen fliegen in Massen.
Juni bis Juli: Der Sonnentau blüht (Foto).
Herbst: Hochmoorpflanzen wie die Glockenheide (Foto) färben das Moor rot, darüber leuchtet das herbstliche Gelb der Moorbirken.
Winter: Ruhe und Abgeschiedenheit; jetzt herrscht im Moor eine ganz besondere Stimmung.