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„Früher Torfplatz – heute Dorfplatz“.
Wo heute Eichen und Eschen für ein stimmungsvolles Naturambiente sorgen und wo saftig grüner Rasen wächst, lagerte vor 70 Jahren Torf, auf Teilen sogar noch bis 1982.

Wir befinden uns hier auf dem ehemaligen Diemplatz der Firma Dyckerhoff, die ab 1912 in Poggenhagen Torf verarbeitet. Dieme bedeutet im Niederdeutschen so viel wie aufgesetzter Haufen. Und die dyckerhoffschen Torfhaufen erreichen beachtliche Höhen, zehn Meter sind keine Seltenheit.
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Der Diemplatz des Torfwerkes um 1920 (fotografiert etwa von diesem Standort aus) mit der Seilbahn und dem Fabrikgebäude im Hintergrund. (© Regionsarchiv)

Den im Moor rechts und links der Meerstraße von Neustadt Richtung Mardorf gewonnenen Rohtorf transportierten eine Seilbahn mit 22 Körben und eine Torflorenbahn Richtung Poggenhagen. Im Werk wird der Torf gemahlen und je nach Verwendung (z. B. als Stalleinstreu, Dämmmaterial, Gartendünger) gepresst – bis 1982.
Der überdimensionale Betonklotz mit der Lore oben drauf neben dieser Infotafel erinnert an diese einst glorreiche Zeit für das Werk und auch für Poggenhagen. Mit dem mehr als 100 Jahre alten Sockel sind Türme der 20 Meter hohen Seilbahn gesichert worden. Die Lore ist Symbol für den Torftransport auf Schienen.
Die Natur erobert die Industriebrache zurück. 1992 beschließen die Dyckerhoff‐Erben, Teile des Areals der Dorfgemeinschaft Poggenhagen zu schenken. Eigentümer wird am 27. April 1992 die Stadt Neustadt, die sich dem Schenkungsvertrag gemäß verpflichtet, das 21.000 m² große Areal zumindest 25 Jahre den Poggenhagenern für Festivitäten zur Verfügung zu stellen. Schnell reift der Plan, hier Schützenfeste zu feiern und der Feuerwehr eine Übungsbahn zu schaffen. Den Poggenhagener Vereinen ist von Anfang an klar, die meisten Arbeiten in Eigenregie zu erledigen, denn öffentliche Gelder stehen nur begrenzt zur Verfügung.
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Der Bau der Brücke zur Straße „Am Schiffgraben“ erfolgt in Eigenregie der örtlichen Vereine. (© Kultur‐ und Verschönerungsverein)

Probleme bereiten Straßen‐ und Naturschutzbehörden. Abgelehnt wird die Zufahrt direkt von der Moordorfer Straße aus, für den Waldeingriff wird eine Wiederaufforstung im Verhältnis 1:3 gefordert. Das Ergebnis nach langwierigen Verhandlungen: Die Zufahrt erfolgt nach Grundstückstausch von der Straße „Am Schiffgraben“ aus, anstelle von 15.000 m² werden auf einer städtischen Fläche bei Scharrel 10.000 m² mit Bäumen bepflanzt, auch in Eigenregie.

eMit den eigentlichen Arbeiten kann im Winter 1994/95 begonnen werden. Grünes Licht kommt erst von der staatlichen Forstbehörde, nachdem ein Orkan am 1. August 1994 viele auf dem Platz stehende Pappeln wie Streichhölzer abknickte. Etwa 3.600 freiwillige Stunden leisten Mitglieder der Poggenhagener Vereine. Auch Barmittel schießen sie zu. Hervorzuheben bei der Realisierung des Vorhabens sind die Feuerwehr, der Männergesangverein, die Jagdgenossenschaft,

der Siedlerbund, die Musik‐ und Showguard und der Verschönerungsverein. Bei den
Rodungs‐ und Erdarbeiten, beim Verlegen der Abwasserleitung sowie der Zuwegung engagiert sich – kostenlos – vorbildlich das Erdbauunternehmen Karl Ernst aus Poggenhagen.

Am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1996 findet eine große Helferparty staff. Am 19. Juli 1998 wird der Dorfgemeinschaftsplatz mit einem großen Fest eingeweiht.

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Spaß und Spiel beim Leine‐Zeitungs‐Cup 2008 auf dem Dorfgemeinschaftsplatz. (© JIP)

Die zum Dorfplatz im Ortsrat ergangenen Beschlüsse erfolgen einstimmig. Im Stadtrat ist erhebliche Überzeugungsarbeit notwendig. Voraussetzung für die Zustimmung war u. a., dass ein örtlicher Poggenhagener Verein als Ansprechpartner und später auch als Pächter (praktisch als Treuhänder) zur Verfügung steht. Diese Aufgabe übernimmt der Verschönerungsverein (heute Kultur‐ und Verschönerungsverein), der heute noch den Platz pflegt und verwaltet.

Die Stadtverwaltung Neustadt (Planungsamt), die die behördliche Planung übernommen hat, steht immer mit Rat und Tat zur Verfügung. 10.000 DM (5.000 Euro) fließen für Elt.‐ und Wasseranschlüsse aus der Stadtkasse. Auch der Kanalbaubeitrag (Anschlussgebühren) in Höhe von 30.000 DM (15.000 Euro) wird von der Stadt Neustadt übernommen bzw. innerhalb des städtischen Haushaltes umgeschichtet.

Um die Kosten für den Bau aufzubringen und die Weiterentwicklung des Platzes zu gewährleisten, initiiert die Dorfgemeinschaft die Weihnachtsmärkte. Seit 1991 finden sie in Poggenhagen erst jährlich, dann im 2‐jährigen Turnus statt. 20.000 Euro fließen hieraus in den Bau des Jugendhauses 2005, das insgesamt rund 100.000 Euro kostet. Initiiert, realisiert und betrieben wird das Jugendhaus von der JIP, der Jugendinitiative Poggenhagen. Dort treffen sich nicht nur Jugendliche zu Spaß und Spiel, auch für Familienfeierlichkeiten oder Feten wird das Gebäude genutzt.

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Start zu Müllsammelaktionen auf dem Dorfgemeinschaftsplatz (© Kultur‐ und Verschönerungsverein)